Spulen wir mal ein wenig zurück. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen: Mein Erziehungsberechtigter hörte in der Stube Musik vom Tonband und flippte vollkommen aus bei so einem Geträller von "Es fährt ein Zug nach Nirgendwo" oder "Umgadda Ho Ha" oder dem "Mama!"-Gekreische eines präpubertären Holländers.

Ich habe das alles nicht gerafft, wie kann ein Zug nach NIRGENDWO fahren?!? SO wollte ich nicht enden und schon gar nicht anfangen. Ich mutierte langsam, aber sicher zum Rocker, ja, später fuhr ich dann sogar eine alte AWO. Also wurde im Keller oder auf dem Dachboden (ich war gerade 10 Jahre alt!) mit Kumpels T.REX gehört. Es entwickelte sich eine Kausalität zu allem, was einem musikalisch die Gehörgänge frei machte. Jahre später und nach Gitarrenunterricht von Herrn Pitruschka und Dank der Connection meines Schul-Kumpels Ralf fanden sich 5 Typen erst in dem Keller seiner Eltern und später sogar zu einigen Gigs auf der Bühne (unter anderem 1985 im Haus der Werktätigen in Neudietendorf und zu einer Kirmes in Rockhausen) zusammen. Wir coverten Rock und Blues. Leider habe ich nur noch ganz wenige Bilder aus dieser Zeit.

Mein Liebling war eine mit Zelloloid verkleidete E-Gitarre. Das außergewöhnliche an dieser Gitarre war das im DDR-Musiker-Sprachgebrauch "Schüttelvibrato" genannte elektro-mechanische Vibrato. Es wurde durch starkes Schütteln der Gitarre beim Spielen in Funktion gebracht.

Ungefähr 1994 (ich arbeitete damals nebenbei bei einem Dachdecker) wurde das Dach des Hauses, in dem Ralf und seine Eltern vor fast 15 Jahren lebten, und in dem wir damals probten, neu gedeckt. Beim Abriss der alten Dachziegel fanden wir auf dem Dachboden einen Karton. Neben Fotos befand sich darin einen alte ORWO-Kassette. Ich konnte gar nicht glauben, was darauf stand: Mitschnitt (!!!!) Ich hatte also viele Jahre später eine Kassette von Ralf wiedergefunden, von deren Existenz ich gar nichts wusste! Leider war auf dieser Kassette nur ein Song unserer alten Band zu hören, aber ich bin froh, dass ich diese Kassette immer noch besitze. Sukzessive hat diese Zeit mein ganzes Leben geprägt und prägt es noch, dafür bin ich dankbar.